Sonntag, 26. Oktober 2014

Von Halloween HelloKitty, Socken und Spitze an japanischer Unterwäsche

Da wir, wie erwartet, noch keinen Anruf unserer geliebten japanischen Angestellten des Airports in Kansai erhalten hatten, fehlte auch an diesem Mittag von unserem Gepäck noch jede Spur. Wir machten uns also auf in den Teil von Kyoto, der dann doch wirklich einer Großstadt gleicht (unsere Umgebung außerhalb des Gasthauses setzt sich eher aus niedlichen, aneinandergedrängten Häusern von einer Größe zusammen, die sich auf ein Erdgeschoss und ein Obergeschoss bemisst). Nachdem uns unser hilfsbereiter Rezeptionist die richtige Richtung wies, machten wir uns erfrischt (soweit man das mit getragenen Sachen sein kann) und mit Hoffnung (und Schweiß… danke nochmal an die Japan-Wetterapp für deine wundervolll akkurate Einschätzung des trüben, bewölkten Wetters) angefüllt auf, um uns ein paar Klamotten zu kaufen. Das Kaufhaus war schnell gefunden, der Laden darin auch, nur wurde schnell ein Problem klar:

Es gab nicht das, was wir brauchten!

An dieser Stelle möchte ich gerne festhalten, was es denn gab:

Es gab flauschig kuschelige Röcke in der Dicke pelziger Bademäntel, damit auch die modebewussteste Japanerin im Winter Röcke tragen kann.

Es gab eine HelloKitty im passenden Halloween-Kostüm (das Kostüm dazu konnte der echte Japaner natürlich auch kaufen, und zwar mit Hundeohren, Katzenohren und Bärenohren als Accessoire).

Es gab Mäntel in jeder erdenklichen Farbe und Form.

Es gab Röcke mit jedem erdenklichen Muster (zweimal in jeder Ausführung).

Aber richtige Hosen? Jeans? Oder noch besser? Ein einfaches T-Shirt?

Nein! In Japan trägt die modebewusste Japanerin keine T-Shirts! Sie trägt dicke Pullover, dünne Pullover, Hemden, Kleider, Kleider an denen Pullover angenäht sind, Röcke und Leggins, Jeans in die selbst ein Strohhalm Schwierigkeiten hätte hineinzupassen, und Leggins die aussehen wie Jeans!

Von der Anwesenheit der Kleidungsstücke unserer bescheidenen Wünsche? Nichts…

Wir hetzten also durch drei Etagen an Verkaufsräumen (da sich vier weitere anderen Waren widmen) – wo genannt werden muss, dass Herr Lorenz nach knappen fünf Minuten fertig war – und suchten uns Unterwäsche und Socken. Die Auswahl, die die Japanerin beim Aussuchen ihrer Unterwäsche hat, ist erstaunlich, aber vielleicht habe ich selbst auch zu wenig Zeit in Unterwäscheabteilungen verbracht. Von einfacher schwarzer Unterwäsche, schwarzer Unterwäsche mit Spitze, reichte die Vielfalt japanischer Unterwäscheabteilungen von grau, sportlich bis zu pinken Eichhörnchen und Bambi auf pastellrosanem Grund.

Weniger einfallsreich ist dann das Sockenangebot: Größe 23-25. Und nur diese Größe. Es kann doch nicht sein, dass alle Japaner ungefähr die gleiche Fußgröße haben? Anscheinend doch…

Was noch von großem Einfallsreichtum spricht, ist die Tatsache, dass es statt einem Haufen an T-Shirts wie bei uns in Deutschland, einen Haufen Varianten einer Pulloverart gibt: dem Rollkragenpullover. 
Es gab ihn zwischen Mickymouse-Jacken und Karohemden, hängend zwischen den geblümten Röcken, liegend auf Tischen bei den Hosen. Den Rollkragenpullover.
Anscheinden trägt die modebewusste Japanerin diesen Herbst nichts anderes als Rollkragenpullover.

Kurios ist nur, dass wir zwischen den gestylten Herren und zurechtgemachten Damen keine einzige Person gesehen haben, die dann doch wirklich einen trug…

Wie sehr der Pullover also verbreitet zu sein scheint, das T-Shirt ist es nicht. Gerettet wurden wir (also zumindest Janica und ich) durch ein Modell in der Unterwäscheabteilung der Männer. Da gab es das gute Stück dann in weiß, grau, blau, rot und schwarz zu erstehen. Immerhin.

An diesem Punkt ein großes Dankeschön an die engagierten Kassierer! Wir haben zwar kein Wort von dem verstanden, was Sie uns gesagt haben, aber sie waren eine große Hilfe!
Zum krönenden Abschluss hatten wir dann aber Herrn Lorenz verloren, der, die Rolltreppe über die 7 Stockwerke befahrend, versuchte uns zu finden, während wir, ebenfalls Rolltreppe fahrend, versuchten, ihn zu finden.

Jetzt sitzen wir erschöpft im Zimmer, Granatapfelkerne und Kekse essend. Es sollte noch erwähnt werden, dass all das ab 18:30 Uhr unserer Zeit hier passiert ist.
Davor haben wir Tempel und Schreine angeschaut.
Was schön war.
Darüber später mehr.

Liebe Grüße
\(^w^)/
Lisa

PS: Herr Lorenz hat jetzt übrigens zwei Rollkragenpullover...









4 Kommentare:

  1. Interessante interkulturelle Einsichten... Mit Humor lässt sich alles besser ertragen:)

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  2. Macht echt Spaß Euren Blog zu lesen. Weiter so!

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  3. Dann zieht halt Röcke an Mädels :D ist doch halb so schlimm wenns die Japanerinnen auch ohne Hosen schaffen ;-)
    Noch ganz viel Spaß weiterhin und haltet die Ohren steif - eure Koffer werden schon irgendwann ankommen.

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  4. Da müsstet Ihr doch auch was von der Reiseversicherung bekommen . also Quittungen aufheben und schon mal melden

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