Da wir, wie erwartet, noch keinen Anruf unserer geliebten
japanischen Angestellten des Airports in Kansai erhalten hatten, fehlte auch an
diesem Mittag von unserem Gepäck noch jede Spur. Wir machten uns also auf in
den Teil von Kyoto, der dann doch wirklich einer Großstadt gleicht (unsere Umgebung
außerhalb des Gasthauses setzt sich eher aus niedlichen, aneinandergedrängten
Häusern von einer Größe zusammen, die sich auf ein Erdgeschoss und ein
Obergeschoss bemisst). Nachdem uns unser hilfsbereiter Rezeptionist die
richtige Richtung wies, machten wir uns erfrischt (soweit man das mit
getragenen Sachen sein kann) und mit Hoffnung (und Schweiß… danke nochmal an
die Japan-Wetterapp für deine wundervolll akkurate Einschätzung des trüben,
bewölkten Wetters) angefüllt auf, um uns ein paar Klamotten zu kaufen. Das Kaufhaus
war schnell gefunden, der Laden darin auch, nur wurde schnell ein Problem klar:
Es gab nicht das, was wir brauchten!
An dieser Stelle möchte ich gerne festhalten, was es denn
gab:
Es gab flauschig kuschelige Röcke in der Dicke pelziger
Bademäntel, damit auch die modebewussteste Japanerin im Winter Röcke tragen
kann.
Es gab eine HelloKitty im passenden Halloween-Kostüm (das
Kostüm dazu konnte der echte Japaner natürlich auch kaufen, und zwar mit Hundeohren,
Katzenohren und Bärenohren als Accessoire).
Es gab Mäntel in jeder erdenklichen Farbe und Form.
Es gab Röcke mit jedem erdenklichen Muster (zweimal in jeder
Ausführung).
Aber richtige Hosen? Jeans? Oder noch besser? Ein einfaches
T-Shirt?
Nein! In Japan trägt die modebewusste Japanerin keine
T-Shirts! Sie trägt dicke Pullover, dünne Pullover, Hemden, Kleider, Kleider an
denen Pullover angenäht sind, Röcke und Leggins, Jeans in die selbst ein Strohhalm
Schwierigkeiten hätte hineinzupassen, und Leggins die aussehen wie Jeans!
Von der Anwesenheit der Kleidungsstücke unserer bescheidenen
Wünsche? Nichts…
Wir hetzten also durch drei Etagen an Verkaufsräumen (da sich vier weitere anderen Waren widmen) – wo genannt
werden muss, dass Herr Lorenz nach knappen fünf Minuten fertig war – und suchten
uns Unterwäsche und Socken. Die Auswahl, die die Japanerin beim Aussuchen ihrer
Unterwäsche hat, ist erstaunlich, aber vielleicht habe ich selbst auch zu wenig
Zeit in Unterwäscheabteilungen verbracht. Von einfacher schwarzer Unterwäsche,
schwarzer Unterwäsche mit Spitze, reichte die Vielfalt japanischer
Unterwäscheabteilungen von grau, sportlich bis zu pinken Eichhörnchen und Bambi
auf pastellrosanem Grund.
Weniger einfallsreich ist dann das Sockenangebot: Größe
23-25. Und nur diese Größe. Es kann doch nicht sein, dass alle Japaner ungefähr
die gleiche Fußgröße haben? Anscheinend doch…
Was noch von großem Einfallsreichtum spricht, ist die Tatsache,
dass es statt einem Haufen an T-Shirts wie bei uns in Deutschland, einen Haufen
Varianten einer Pulloverart gibt: dem Rollkragenpullover.
Es gab ihn zwischen
Mickymouse-Jacken und Karohemden, hängend zwischen den geblümten Röcken,
liegend auf Tischen bei den Hosen. Den Rollkragenpullover.
Anscheinden trägt die modebewusste Japanerin diesen Herbst
nichts anderes als Rollkragenpullover.
Kurios ist nur, dass wir zwischen den
gestylten Herren und zurechtgemachten Damen keine einzige Person gesehen haben,
die dann doch wirklich einen trug…
Wie sehr der Pullover also verbreitet zu sein scheint, das
T-Shirt ist es nicht. Gerettet wurden wir (also zumindest Janica und ich) durch
ein Modell in der Unterwäscheabteilung der Männer. Da gab es das gute Stück
dann in weiß, grau, blau, rot und schwarz zu erstehen. Immerhin.
An diesem Punkt ein großes Dankeschön an die engagierten
Kassierer! Wir haben zwar kein Wort von dem verstanden, was Sie uns gesagt
haben, aber sie waren eine große Hilfe!
Zum krönenden Abschluss hatten wir dann aber Herrn Lorenz
verloren, der, die Rolltreppe über die 7 Stockwerke befahrend, versuchte uns zu
finden, während wir, ebenfalls Rolltreppe fahrend, versuchten, ihn zu finden.
Jetzt sitzen wir erschöpft im Zimmer, Granatapfelkerne und
Kekse essend. Es sollte noch erwähnt werden, dass all das ab 18:30 Uhr unserer
Zeit hier passiert ist.
Davor haben wir Tempel und Schreine angeschaut.
Was schön
war.
Darüber später mehr.
Liebe Grüße
\(^w^)/
Lisa
PS: Herr Lorenz hat jetzt übrigens zwei Rollkragenpullover...