Dienstag, 4. November 2014

Von deutschsprechenden Israelis und gefrorenen Kaninchen

So, ich habe während der Fahrt von Kyoto nach Tokyo einen Blog verfasst, den ich aber demletzt auf dem Computer meiner Gastfamilie nicht mehr finden konnte. Auf meinem Handy hab ich ihn zum Glück immernoch und möchte ihn jetzt posten, weil mich das viel Zeit gekostet hat. Wir stehen jetzt gerade am Swissair Schalter in Tokyo narita, und ratet was passiert ist: Unser Flug nach Zürich hat Verspätung und den anschließenden Flug verpassen wir.
Wenigstens hat sich die freundliche Dame am Schalter sofort um einen anderen Flug in Zürich gekümmert, der mitternachts in Stuttgart ankommen soll.

Naja, wenn alles nach Plan laufen würde, wärs ja langweilig... Wir nehmen's gelassen, außerdem haben wir hier Wlan!
Wir können also die Zeit hier sinnvoll nutzen.
Und die TGGler sehen wir auch nochmal.

Also hier ist jetzt endlich mein Blogeintrag vom 28. Oktober:

Da ich finde, dass wir in diesem Reiseblog viel zu wenig über die touristischen Dinge schreiben, möchte ich euch jetzt mal erzählen, was wir heute gemacht haben.
Außer natürlich sarkastische Witze über die Lufthansa...
Wir haben diesen Morgen nach dem Frühstück in unserem Guesthouse (es gab übrigens unter anderm Milchbrötchen mit Butterfüllung, Gemüsereis, Minicrosins, Baumkuchen, Säfte und eine Suppe mit Wurststückchen, die nach Ketchup geschmeckt hat) unsere wenigen Habseligkeiten in unsere Riesenhandtaschen, grüne Minitrollis und Rucksäcke gepackt und sind losgezogen, den Nordwesten Kyotos zu erkunden.

Zuerst einmal mussten wir die richtige Buslinie finden und dort ein Tagesticket kaufen.
Was wir ziemlich schnell herausfanden:
Die Busse sprechen auch mit uns! Sobald die hintere automatische Schiebetür aufging, durch die man übrigens einstieg (und vorne beim Fahrer steigt aus und zahlt vorher, also genau andersrum wie bei uns), ertönte eine männliche oder weibliche Stimme die einen auf japanisch in einer Dauerschleife davor warnte, dass sich die Tür bald automatisch wieder schließen wird und man vorsichtig sein soll, damit man nicht eingequetscht wird
(Zumindest glaube ich, dass sie oder er das sagt).

Auch die Bushaltestellen werden alle von einer automatischen Stimme vorgelesen.
An denen, die zu einer Sehenswürdigkeit führen, Word sogar auf englisch wiederholt, was gesagt wurde.
Mit dem Bus gelangten wir also zu Kiyomizu Dera, einem sehr touristischem Tempel.
Von der Bushaltestelle liefen wir eine Straße, gesäumt mit Naschigkeiten-, Ramsch- und Keramikläden.

Nachdem wir uns den Weg durch die Menschenmassen (es gab sehr viele Schulklassen mit gelben und orangenen Mützchen, die den Tempel auch besichtigten) erkämpft hatten, gelangten wir also zur eigentlichen Hauptattraktion.

Wir mussten allerdings feststellen, dass ein großer Teil des Tempels gerade renoviert wurde und so nicht sichtbar war, aber wenigsten ein Teil konnte betrachtet werden und auch die Aussicht über Kyoto war sehr schön.
Was wir uns aber etwas spektakulärer vorgestellt hätten, waren drei 'Wasserfälle', die es dort geben sollte.
Diese waren in Wirklichkeit nur kleine Rinnsale, unter denen sich die gläubigen Touristen die Hände wuschen.

Nach der Besichtigung fuhren wir wieder mit dem Bus zum Sanjiusangendo Tempel gefahren, in dem es 33 Stauen von buddhistischen Gottheiten mit goldenen Beschützern mit 100 Armen zu bestaunen gab.

Am Hauptbahnhof kehrten wir dann das erste Mal in ein Restaurant ein, in dem wir übten, Stäbchen richtig zu halten und beim Essen in keine Fettnäpfchen zu treten.
Nun ja, ich hoffe, wir bekommen den Ausländerbonus, wenn wir etwas in unseren Gastfamilien falsch machen.

Nach dem Essen besetzten wir Ausländer (mittlerweile wussten wir wenigsten, wie man ein Tagesticket kontrollieren lässt, was am Anfang nämlich für eine kleine Schlange im Bus gesorgt hat) wieder einen Bus, um zum goldenen Tempel, dem Kinkakuji zu gelangen.

Wir saßen bestimmt eine dreiviertel Stunde im Bus, und machten einige Erfahrungen mit einem seltsamen japanischen Jungen...(mmmmh, schmeckt die Scheibe und der Haltegriff lecker)

Nachdem wir zwei Haltestellen zu weit gefahren waren und mit einem Bus in die andere Richtung wieder zurückgefahren waren, war es leider schon fast dunkel und der Tempel am zumachen.
Wir gelangten also nach der Suche nach dem Eingang des Parks zumindest bis zu einer Treppe die gerade abgesperrt wurde.
Das einzige, was Herr Lorenz vom Tempel gesehen hat, war nun also der Kühlschrankmagnet, den er sich an einem der Tage davor gekauft hat.

Wir haben es ja zumindest versucht, den Tempel auch in Großformat zu sehen...

Nach dem erfolglosen Ausflug ging es also wieder zurück zum Guesthouse, in dem wir noch etwas Gepäck hatten, das wir nicht den ganzen Tag mit uns herumtragen wollten (Lisa hätte sonst nur noch eine Schulter).

Natürlich ging es dann wieder mit dem Bus zum Hauptbahnhof. Ein paar Haltestellen nach uns stiegen ein paar pensionierte Ausländer (Israelis, wie wir später erfahren sollten) in den Bus ein.
Der eine Herr wollte sich neben eine japanische junge Frau setzen, die alleine auf einem der kleinen Doppelsitzen saß. Sie machte ihm allerdings keinen Platz, woraufhin ich mich also, großzügig und gutherzig, wie ich bin (nein Spaß, der Herr hatte einen Gestock und hätte sonst wahrscheinlich ein Riesen Trara um diesen Platz gemacht), opferte und ihm meinen engen Platz zwischen Elena und einer anderen jungen Japanerin, die ihren Rock so neben sich ausgebreitet hatte, dass Elena, Franziska und ich uns auf der Bank sehr zusammenkuscheln mussten. Lachend nahm er den Platz an und wir kamen ins Gespräch.

Wir erfuhren also, dass er und seine Frau  aus Israel stammten und also wir ihm berichteten, dass wir von Germany stammten, zeigte er auf einen Mann vor uns, der gemeinsam mit ihm in den Bus eingestiegen war und sagte, dass dieser Deutsch spreche.
Wir hatten also in einem japanische Bus einen deutschsprechenden Israeli kennengelernt.

Dieser und seine Frau haben 5 Jahre in Deutschland gelebt und gearbeitet. Zufälligerweise auch noch in Stuttgart.
Als wir ihm von Göppingen erzählten, antwortete er, dass die Universität dort sehr gut sei. Wir unterhielten uns die weitere Busfahrt über unsere Reisen und erfuhren, dass das englisch sprechende Paar auch schon Mal Urlaub im Schwarzwald gemacht hatte.
Das einzige, was ich über Israel wusste, war, dass meine Mutter als zwölfjährige alleine dorthingeflogen war, weil eine Schulfreundin dort hingezogen war. Deren Mutter war Französin und ihr fehlte die französische Küche sehr.

Deshalb wurde meine Mutter als Kind beauftragt, ihr ein gefrorenes Kaninchen aus Deutschland mitzubringen, da man das in Israel nicht im Supermarkt kaufen konnte.

Um es kurz zu fassen, diese Busfahrt war für mich sehr unterhaltsam.

Wieder am Bahnhof machten wir Mädels uns über die Geschäfte dort her, während es sich Herr Lorenz in einem Café gemütlich machte, denn wir hatten noch etwas Zeit vor der Abfahrtszeit des Nachtbusses nach Tokyo.
Wir aßen Grüner-Tee-Eis und Dounats und besuchten den Skywalk, der ganz oben über der großen Halle des Bahnhofgebäudes verlief und bewunderten die Aussicht über die Straßen und den Kyototower.

Wir sitzen nun in einem gemütlichen pinken Reisebus und Herr Lorenz versucht, den Kopf möglichst geschützt von meinem Bildschirmlicht zu schlafen.
Ich mach mal lieber das Handy aus, damit er schlafen kann und ich noch etwas Notakku für Tokyo übrig hab, denn mein Ladekabel und Adapter sind ja im Koffer, der immernoch nicht aufgetaucht ist...

Gute Nacht und liebe Grüße, Valerie

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