Montag, 3. November 2014

7, 5, 3 - SCHIESST!

Heute war der japanische Feiertag "shichi-go-san", zu Deutsch "7-5-3". Wie der Name andeutet, ist dies der große Tag für alle Drei-, Fünf- und Siebenjährigen, denn ihr Älterwerden wird feierlich begangen. Dazu werden die Mädchen und Jungen in hübsche Kimonos gesteckt, man geht/fährt gemeinsam zum Shintō-Schrein und alle Verwandten knipsen den herausgeputzten Sprössling, so oft die Kamera es aushält.
Hier in Tōkyō ist dafür natürlich der Meiji-Jingu als größter Schrein ein beliebtes Ziel und Hintergrundmotiv. Unterstrichen wird dessen feierliche Atmosphäre noch durch die zahlreichen Blumenstände (Chrysanthemen als Symbol des tennō, des Kaisers, sind besonders beliebt) und am heutigen Tag gab es zudem auch eine landwirtschaftliche Ausstellung.

Parallel zu diesen friedfertigen Aktivitäten pflegte man heute aber auch alt-japanisches Brauchtum in Form diverser (Kampf-)Sportarten. So gab es durch verschiedene Dōjōs Vorführungen mit der Naginata (eine Art hölzerner Speer) sowie in Jūdō und Aikodō (beides Arten von Ringkampf), Kendō (Schwertkampf) und Kyūdō (Langbogenschießen). Besonders eindrucksvoll jedoch, auch durch die exotischen, jahrhundertealten Kostüme, waren vor allem das Bogenschießen zu Pferde sowie die Vorführung früher Pulverschusswaffen mit Lunte - der Lärm dieser Vorführung war unbeschreiblich!
Auf den Fotos sieht man übrigens, dass der ältere selbst aus dem Liegen sicher zu schießen vermag, während sein Kampfgenosse sein Schwert ins Erdreich rammt, um es als Stativ für den nächsten Schuss zu nutzen.

Immer habe ich die Balance bewundert, die Japan zwischen uralter Geschichte und hypermoderner Technik zu halten versteht. Und erst gestern Abend/Nacht hatte ich eine interessante Unterhaltung mit meiner Gastmutter auf Englisch (sie ist Übersetzerin) und sie beschrieb, dass mit jeder nachwachsenden Generation die Kluft zwischen Traditionsbegeisterten und die Traditionen Ablehnenden immer größer werde. Sicher ist dies in vielen Ländern so, aber Japan hat in beide Richtungen doch Extreme aufzuweisen (ältestes Kaiserreich der Welt vs. Führungsrolle in Sachen technischer Innovation), was die Vereinbarkeit der beiden Pole immer schwieriger werden lässt.

Umso wichtiger erscheint es, dass an Tagen wie dem heutigen die Geschichte wieder ins Bewusstsein der jungen Japaner gerückt wird und dass man dank eines Austausches wie des unseren durch fremde Augen auch mal einen frischen Blick auf die eigene Heimat und ihre Traditionen zu werfen vermag.






2 Kommentare:

  1. Es gibt sie also noch, die Samurai!

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  2. Und ob, zumal *alle* Luntengewehre und viele der Rüstungen original antik sind...

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